Reisebericht 18 Belize Drucken

Flagge BelizeBelize, ehemals Britisch-Honduras, liegt auf der Ostseite der Halbinsel Yucatán.

 

Das im Norden an Mexiko, im Westen und Süden an Guatemala grenzendem Land erlangte 1981 als letzter Staat in Amerika die Unabhängigkeit. Ursprüngliche Bewohner waren Maya, in den Küstenregionen Kariben. Obwohl die angrenzenden Gebiete im 16 Jh. von den Spaniern besetzt wurden, waren die ersten europäischen Siedler britische Holzfäller, die im 17. Jh. hierher kamen um das edle Hartholz Mahagoni zu schlagen. Später wurden Zuckerrohrplantagen errichtet, auf denen afrikanische Sklaven arbeiteten. Es herrscht daher eine große ethnische Vielfalt: Die Mestizen, eine Mischung aus Indigenas und Europäer, Kreolen, wenige Indianer (Mayas) und Garifunas. Bei den letzterwähnten handelt es sich um ein junges Volk, das in der Mitte des 17.Jh.s auf der Insel St.Vincent entstand, als sich afrikanische Sklaven mit ansässigen Indianern vermischten. Dazu leben wenige Asiaten, Arabern und Europäern (unter anderem ca. 4'000 deutschsprachige Mennoniten) im Land. Die offizielle Landessprache ist Englisch, von rund der Hälfte der Bevölkerung wird Spanisch, regional auch Maya gesprochen.

 

Wir passieren in der brütenden Mittagshitze die Zollbrücke und sogleich winkt uns der Autoversicherungsbeamte aus seiner kleinen, unscheinbaren Holzbaracke zu sich herüber. Hier können wir eine zweiwöchige Autoversicherung für Belize abschliessen. Während Adriano den Papierkram erledigt nehme ich den ersten Augenschein dieses Landes wahr. Vor dem Troopy hängen Afro-Kariben in ausgewaschenen Bob-Marley T-Shirt und langen Rastazöpfen herum und schauen unser Auto durch ihre verspiegelten Sonnenbrillen an. Von der Hektik die noch auf der mexikanischen Seiten geherrscht hat merkt man hier nichts mehr.

 

Auch nicht am Zoll selber, den wir nach der Räderdesinfektion erreichen. Der Zollbeamte schaut gemächlich unsere Pässe an, erkundigt sich nach dem Wetter in der Schweiz, ist deswegen glücklich das er hier lebt und nicht dort, stempelt schlussendlich unsere Pässe mit dem Einreisestempel ab. Danach geht es weiter zur Fahrzeugeinfuhr, für dies werden wir zu einer vollschlanken Afro-Karibin im hinteren Teil der Halle verwiesen. Auch sie hat keine Eile, füllt langsam das Formular aus und weist uns lediglich zweimal darauf hin, dass wir den Fahrzeug- Stempel bei Ausreise wieder annullieren müssen. Danach schlendert sie mit uns zusammen zum Troopy wo sie kurz in die Kabine blickt, uns nach dem Wert des Fahrzeuges fragt aber nicht ob wir frisches Gemüse und Früchte mit dabei haben, dies ist eigentlich nicht erlaubt. Wir haben im preisgünstigeren Mexiko unsere Vorräte noch aufgestockt und daher waren die Kisten voll mit geschmuggelter Ware.

 

Am Zoll treffen wir auch auf die ersten Mennoniten, ein komischen Bild inmitten der tropischen Hitze, gute 30° im Schatten, stehen Vater und Söhne und tragen alle die gleichen dunkelblauen Latzjeanshosen, ein kariertes Hemd, ein Strohhut der ihre weisse Haut schützt und lederne Boots (Stiefel). Ich glotze diese an als wären sie Ausserirdische, die Söhne tun das Gleiche, wie sie im Leben noch nie eine Blondine ohne Haarhäubchen, Latzrock und geblümte Blusen gesehen hätten.

 

Nach unseren ersten merkwürdigen Begegnungen mit den Bewohnern von Belize machen wir uns auf zum ersten Übernachtungsort, eine Anlage an einem See, wir stellen uns direkt auf das Basketballfeld und geniessen die Brise die vom See herüber weht.

 

Zwei Dinge fallen uns in Belize sofort auf, die Einheimischen lieben ihr eingängiges, schön geschwungenes Fahrrad, ob jung oder alt, ob zu zweit oder zu dritt ist es hier das Nummer 1 Fortbewegungsmittel. Das Zweite sind die schön gemähten Rasen vor jedem noch so schäbigen Haus, könnte dies eine Hinterlassenschaft der englischen Kolonialzeit sein?

 

Wir fahren auf den wenig befahrenen Strassen, abgesehen von den Drahtesel, an Zuckerrohrplantagen und an Stelzenhäusersiedlungen vorbei bis wir zur Community Baboon Sanctuary gelangen. Hier haben die bedrohten Brüllaffen eine sichere Zuflucht gefunden. Wir stellen uns für die Nacht gleich hinter das kleine Besucherzentrum hin. Da das ca. 30km grosse Schutzgebiet nur mit einem Führer besucht werden darf, buchen wir für den nächsten Tag eine stündige Tour. Unser Führer, John, entschuldigt für seine Müdigkeit, anscheinend hat er die ganze Nacht Wache beim Sendeturm geschoben. Gähnend spaziert er mit uns zusammen ins grüne Dickicht des Waldes. Unterwegs lernen wir noch was über die Insekten- und Pflanzenwelt wie sie von den Urvölkern also den Mayas hervorragend genutzt wurde. Rund um uns herum herrscht Stille, wo sind wohl die Brüllaffen geblieben? Nach einer guten halben Stunde und den Lockrufen unseres Führers erscheinen die ersten Affen. Scheu klettern sie in den Bäumen und nehmen eine sichere Distanz zu uns auf. Erst als John mit einer Banane winkt kommen sie näher heran, die Affen fressen direkt aus meiner Hand den leckeren Bissen. Nun aber wollen wir die Affen noch schreien hören, auch diesmal gibt zuerst John einen stöhnenden Laut vor sich und dann brüllt das Affenmännchen los.

Mit ihrem blasenartig vergrössertem Zungenbein und dem ungewöhnlich mächtigen Schildknorpel ihres Kehlkopfs erzeugen sie Töne, die zu den lautesten im ganzen Tierreich gehören. Im Wald ist das Rufen der Brüllaffen etwa drei Kilometer, mit dem Wind oder über dem Wasser sogar bis fünf Kilometer weit zu hören! Das Brüllen dient dazu, allen anderen Artgenossen in der betreffenden Gegend unmissverständlich die Anwesenheit einer intakten Familie anzuzeigen, sie mit friedlichem Mittel auf Distanz zu halten.

 

Nach dem Spaziergang im subtropischen Busch ist es uns nach einer Erfrischung, wir nehmen ein Bad im Sibun River (Fluss) der sich im Monkey Bay Schutzgebiet befindet. In der dazugehörigen Lodge (Haus) können wir auch gleich campieren. Es ist zwar wunderschön in dieser Savannen Landschaft doch leider wimmelt es von kleinen Stechmücken, somit bleibt uns nicht anderes übrig als uns in die Kabine unsere Autos zu verkriechen. Was bei diesen schwül heissen Temperaturen die hier herrschen nicht gerade das Tollste ist.

 

Den nächsten Tag verbringen wir im nur ein paar Kilometer entfernten Zoo von Belize. Alle Tiere stammen aus dem Land und kommen entweder als Waisen oder Verletzte und werden hier gesund gepflegt. Das Zoogelände besteht aus tropischer Savanne in dem jedes Tier ein schattiges Plätzchen erhalten hat, wo es sich auch den neugierigen Blicke der Besucher entziehen kann. Wir laufen kreuz und quer durch das Weg-Labyrinth des Zoos und müssen in den Gehegen zuerst mal die Bewohner hinter den Pflanzen suchen. Ein Tier hingegen ist einfach zu finden das äussert speziell aussehende Nationaltier von Belize, der Tapir. Ein 200-300kg schweres Säugetier mit spärlichem, braunschwarzen Haarkleid. Mit den stämmigen kurzen Beinen, den grossen ovalen Ohren, den kleinen Augen und der Schnauze die mit einem kleinen Rüssel verlängert ist sieht es sehr komisch aus. So ein Tag im Zoo bei diesen schwülen Temperaturen macht müde in der Bibliothek unseres Campingplatzes lesen wir die Mails und gehen früh zu Bett.

 

Nach der Buschlandschaft wollen wir an das karibische Meer fahren, leider findet man auf dem Festland nicht viele schöne Sandstrände, die meisten liegen auf den Inseln den sogenannten Cays. Wir entscheiden uns an der Westküste für die Halbinsel die vor und oberhalb von Placencia den schönsten und längsten Strand am Festland anbietet. Auf einer schlechten Schotterpiste erreichen wir nach 40km den kleine Ort Placenica. Zum Übernachten wird es schwierig, den es gibt keine Campingmöglichkeit für ein Auto, bei den Cabañas ist es nicht möglich mit dem Auto hin zu fahren oder die Besitzer stellen sich blöd an, weil sie noch nie so eine Anfrage hatten. Es handelt sich, wie könnte es anders sein, um Nordamerikaner die praktisch die Hälfte der Halbinsel in Anspruch genommen haben. Schlussendlich finden wir doch noch einen Stellplatz auf einem grossen Kiesplatz vor einer Tankstelle. Der freundliche, belizianische Nachtwächter lässt uns für ein paar wenige Dollares dort übernachten und wirft zugleich noch ein Auge auf unser Fahrzeug.

 

Da es in Belize nicht einfach ist einen netten Platz am Strand zu finden, bleiben wir nicht lange auf der Halbinsel und fahren nach San Ignacio das sich wenige Kilometer von der Grenze zu Guatemala befindet. Hier kaufen wir noch im Supermarkt ein, die in Belize überwiegend von Chinesen geführt werden. Rund um San Ignacio leben auch die meisten Mennoniten des Landes und man fühlt sich bei ihrem Anblick, wie sie auf ihren Pferdewagen und ihren altmodischen Kleider uns auf der Strasse begegnen um ein Jahrhundert zurückversetzt. Doch gäbe es diese nicht hier, wer würde die Milchprodukte, das Fleisch und das frische Gemüse liefern?

Auf dem gemütlichen, Campingplatz unweit von San Ignacio stellen wir uns hin und geniessen eine lauwarme belizianische Dusche. Hierbei ein Hoch auf die Duschen von Belize, alle die wir hier antreffen sind sehr sauber geputzt, schön geplättelt, haben guten Wasserdruck der sich durch die kalkfreien Duschbrausen wie ein kleiner Wasserfall anfühlt. Nach den 4 Monaten Rinnsal duschen in Mexiko fühlt sich das sehr hervorragend an. Tja, ich vermisse neben dem würzigen Schweizer Käse auch ab und zu unsere Schweizer Dusche. :-)

 

Wir hatten schon das Gefühl, das wir den Campingplatz für uns allein haben, doch kurz vorm Eindunkeln biegt von der Strasse her ein Fahrradfahrer ab. An seinem mit Fahrradtaschen vollgepackten Rad her ist deutlich zu erkennen, dass dieser auch länger unterwegs ist. Takuya ein Japaner ist vor 6 Monaten in Salt Lake City, Amerika gestartet und hat das gleiche Ziel wie wir im Kopf, Argentinien. Für mich sind diese Fahrradfahrer die wahren Helden unter den Reisenden, wir jammern nur schon wenn wir bei diesen schwül heissen Temperaturen im Auto sitzen und schwitzen, doch wie ist es für die Velofahrer...

 

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