Reisebericht 17 Mexico / Oaxaca / Chiapas / Yucatan Drucken E-Mail

Flagge MexicoAuf der wenig befahrenen, jedoch teuren Autobahn erreichen wir ohne weitere Zwischenfälle mit der Polizei die Stadt Oaxaca.

 

Oaxaca liegt auf 1540 m im weiten Hochtal der Sierra Madre. Die Einwohner stammen hauptsächlich von den einst grossen Kulturen der Mixteken und Zapoteken ab. Oaxaca ist Indigena-Land, alter Brauchtum und kulturelle Traditionen werden hier gelebt, Kunsthandwerk, Trachten, Tänze und Musik spielen im Leben dieser Menschen eine wichtige Rolle. Es ist nicht verwunderlich das die Weltkulturerbstadt mit dem historischen Zentrum den stilvoll restaurierten Kolonialgebäuden, die indianischen Wochenmärkte und der von hohen Bäumen beschattet Zocalo zu den meistbesuchten Städten von Mexiko gehört.

Wir besuchen zuerst das Museo de las Culturas de Oaxaca. Dieses birgt kostbare archäologische Kunstschätze und zeigt die Geschichte und die Volkskunst Oaxacas von den Anfängen bis hin zur Gegenwart auf. Der Höhepunkt für uns ist der Grabschatz von der archäologischen Stätte Monte Alban, ein sensationeller Fund der von den Zapoteken um 1400 n.Chr. angelegt wurde. Grabbeilagen aus filigranen Schmuckstücken, Halsketten, Masken und anderen Kunstgegenstände, zusammen über 500 Teile aus reinem Gold, Silber, Jade und anderen kostbaren Materialien. Zum Abschluss werfen wir von der idyllischen Terrasse des Museum noch eine Blick in den ehemaligen Klostergarten der mit zahlreichen Kakteen bepflanzt ist.

Auf dem autofreien Zocalo (Hauptplatz) stehen die Schuhputzer bereit und warten auf Kundschaft, Luftballonkäufer und Strassenhändler preisen ihre Ware an. Unter den Portalen mit den zahlreichen Cafes und Restaurant nippen die Touristen ihre Getränke. Wir selber setzen uns auf eine freie Park-Bank auf dem Platz und beobachten die Menschen, darauf schlendern wir durch die gepflasterte Gasse mit den teuren Boutiquen, edlen Restaurants und Kunst-Galerien bis hin zum Mercado 20 de Noviembre. Hier stehen Indigena Frauen in ihren Trachten und verkaufen Früchte, Bohnen und Kunsthandwerk. In Körben werden getrocknete Heuschrecken, eine Spezialität aus der Gegend, in 3 verschiedenen Grössen angeboten kurz angebraten und gewürzt und mit einer Guacamolesauce sollen sie eine Delikatesse sein... Doch ich entscheide mich lieber für eine weitaus köstlichere Spezialität der Trinkschokolade die aus gerösteten und zermahlenen Kakaobohnen hergestellt wird. In der Halle drinnen sticht uns beissender Rauch in die Augen, dieser stammt von den zahlreichen Grills, die mit aller Arten von Fleischstücken und Chorizos belegt sind. Dahinter sind Tische und Bänke aufgestellt, an denen die Mexikaner ihre Grillladen zusammen mit Tortillas, frischem Gemüse und Chillisaucen essen. In einem weiteren Teil der Halle drängen sich Hausfrauen auf der Suche nach frischen Früchten, Brot und Gemüse. Von den verschiedenen Gerüchten die in der Luft liegen setzt bei uns ein Hungergefühl ein, bei einen Imbissstand in der ruhigeren Ecke der Halle bestellen wir uns Enchiladas und Polle con Mole Negro. Für die bekannte Mole Negro, eine sämige leicht scharfe Sauce werden mehr als 20 verschieden Zutaten benötigt unter anderem auch Schokolade die dem Ganzen eine schwarze Farbe verleiht. Mann o Mann ist das lecker, mit verschmierten Maul tunke ich genüsslich den Rest der Sauce mit den warmen Tortillas auf, der ältere Mexikaner neben mir schaut mir bei eine gute Weile zu bis er sich selber noch einen Teller Mole Negro bestellt. Satt und äusserst zufrieden verlassen wir die Halle, drängen uns zurück durch die engen Marktgassen die um diese Stunde noch viel belebter sind als zuvor.

 

Auf der kurvenreichen Mex 175 treffen wir vom kühlen Hochtal auf die schwülheisse Küstenregion des Pazifiks in der Region Oaxacas. Auf der 7 stündigen Fahrt passieren wir vorerst kleine Bergdörfer, fahren weiter über Kurven auf und ab bis wir vom Tal her auf aufsteigende Nebelschwaden treffen die nun die subtropische Vegetationen ankündigen. Die Fenster kurbeln wir runter und lassen die wenige frische Luft durch die Fahrkabine ziehen. Bereits im Dunkeln erreichen wir den Küstenort Zipolite. Ein legendärer Kultstrand an der südlichen Pazifikküste, ist nach wie vor ein Treffpunkt der Rucksack-Reisenden, Nudisten und Alternativen die sich in den spartanischen Cabañas am Strand für eine Weile einrichten. Wir finden einen Campingplatz unweit vom Strand entfernt, inmitten von Kokospalmen die uns tagsüber lauschigen Schatten spenden.

Die Tage verbringen wir mit so wenig Bewegung wie es nur möglich ist, den kaum strengt man sich an, treibt es einem den Schweiss aus den Poren. Unsere Beschäftigungen halten sich daher in Grenzen, nach ausgiebigen Frühstück legen wir uns zuerst mal in die Hängematte und lesen. Wenn dann die Sonne tiefer steht, gehen wir an den Strand und planschen in den warmen Wellen des Pazifik. Nach der kalten Dusche und dem Abendessen machen wir uns auf den Weg um eines der Live-Konzerte in einer Bar oder eine Zirkus Vorführung in einem Strandrestaurant zu besuchen. Dabei kommen wir bei einem kalten Corona (mex. Bier) in den Genuss die Leute genauer unter die Lupe zu nehmen. Von der Schweizer Witzfigur Harry Hasler bis zu Peach Weber (Schweizer Komiker) im Motte Sun, Fun and nothing to do, zu den vielen Hippies die einen erdigen Duft von Patchouli verbreiten ist die Palette bunt gemischt. Die Einheimischen nennen diesen Ort nicht umsonst „Playa de locos“ was nichts anderes heisst als Strand der Verrückten. Wir amüsieren uns herrlich ab dem Partyfolk und lassen dazu die gute Musik auf uns einwirken. Dazu kommt noch das wir hier auch andere Langzeitreisende treffen und bei Wein und Bier über unsere Reiseerfahrungen und besonders über die doofen Amerikaner mit ihren komischen Angewohnheiten lachen.

Mit schwerem Herzen haben wir nach fast zwei Wochen die Playa Zipolite verlassen. Wir fahren entlang der Küste bis wir kurz vor der Region Chiapas wieder ins Hochland hinauf kriechen. Unser nächstes Ziel ist San Cristobal de las Casas, die Stadt auf 2100 m empfängt uns mit Nieselregen und kalten Temperaturen. Unsere Motivation um diese Kolonialstadt mit indigener Gegenwart anzuschauen hält sich in Grenzen, wir sehnen uns nach genau 2 Tagen in der Hochebene schon wieder nach wärmeren Gefilden. So bleibt es auch nur dabei, dass wir mit der Campingplatznachbarn einem Schweizer- und Deutschen Pärchen, die ebenfalls mit eigenem Fahrzeug die Panamericana bereisen, am Abend zum thailändisch Essen ins Städtchen aufmachen.

Durchs Zapatisten Gebiet entlang der Mex. 199 kommen wir sicher in Palenque an. Hier wollen wir uns die bekannten Maya-Ruinen im tropischen Regenwald anschauen. Wir stellen uns auf den Campingplatz der sich im Parque Nacional nur wenige Kilometer von den Pyramiden entfernt befindet. Dort treffen wir auch wieder die Schweizer an, wir verbringen in der schwülen Abendluft einen gemütlichen Abend zu sechst, mit schreienden Brüllaffen und laufenden Klimaanlagen der amerikanischen Camper als Geräuschkulisse.

Von den Ruinen die wir am darauf folgenden Tag besichtigten, sind wir nicht so sonderlich begeistert. Den tropischen Regenwald haben wir uns auch grüner und üppiger ausgemalt, der Touristenansturm um die archäologische Stätte zu besichtigen ist enorm, Morgens um halb neun stehen wir mit Massen von Touristen an der Kasse an. Von der Tierwelt haben wir diesbezüglich auch gar nichts mehr gesehen oder gehört.

Vor uns erstreckt sich nun die tropische Halbinsel Yucatan, diese besteht aus einer flachen Kalktafel die nur wenige Meter über dem Meeresspiegel hochragt. Der Norden von Yucatan ist bedeckt mit Busch und ausgedehnten Sisalfelder. Im Osten und angrenzend zu Guatamala wuchert ein feucht-tropischer Dschungel. Da diese Region sehr trocken ist und auf dem kalkigen, porösem Untergrund das Wasser schnell versickert, haben sich durch Jahrtausende hindurch Grotten und Höhlen gebildet. Wo deren poröse Decken einstürzten, entstanden Seen und Wasserlöcher die hier Cenotes genannt werden.

Über Campeche am Golf von Mexiko, einen kurzen Abstecher über die Maya Stätte Uxmal, die uns aber wegen den überteuerten Preisen nicht Wert ist, erreichen wir die Hauptstadt Merida. Da die Schweizer Staatsangehörige ein Visum für Belize benötigen, wollen wir es hier auf dem englischen Konsulat anfertigen lassen. Den Troopy lassen wir zu diesem Zweck auf dem Campingplatz stehen und nehmen dafür ein Taxi in die belebte Innenstadt. Da gerade Karneval ist und dies in Merida ausgelassen und aufwendig gefeiert wird, sind viele Strasse abgesperrt. Wir erreichen dank unseres ortskundigen Taxifahrer zeitig das Konsulat. Nach einer geschlagenen Stunde und um 100 US-Dollar erleichtert stehen wir nun auf einer engen Gasse und suchen vom Hunger getrieben zuerst mal ein Cocina economica (Strassenrestaurant) auf. Für umgerechnet 3 CHF pro Person essen ein sättigendes Menu und spazieren anschliessend durch die engen, verstopften Einbahnstrassen.

Von unseren österreichischen Reisekollegen erfahren wir, dass sie sich Zurzeit in Sisal aufhalten. In unserem Reiseführer wird kein Wort über Sisal verloren, wir wissen daher nicht was uns dort erwartet. Sisal war einst eine kleine Hafenstadt von wo die begehrte Faser henequén in alle Welt exportiert wurde. Heute ist es ein verschlafenes Kaff am Golf von Mexiko. Kaum angekommen setzen wir uns mit dem österreichischen Pärchen in ein Restaurant an der Hauptstrasse hin und bestellen Bier, dazu wird uns zweimal kostenlos Ceviche (roher Fisch oder Meeresfrüchte eingelegt in Limettensaft) mit Nachos (Mais-Chips) serviert. Da die Freundin der Österreicherin ein Strandhaus gemietet hat, können wir uns gratis davor hinstellen und verbringen geruhsame Tage am Golf von Mexiko. In Sisal fehlt es an Nichts, was wir für unser tägliches Wohl gebrauchen, auf dem kleinen Markt kaufen wir frisches Gemüse und Früchte. In der Panaderia (Bäckerei) bekommen wir frisches Brot und süsses Gebäck und ums Eck hausgemachtes Kokosglace. Am Abend setzen wir uns auf den kleinen Zocalo und kommen mit den Einwohner ins Gespräch, da wir die einzigen hellhäutigen Touristen sind haben uns auch die Meistens schon irgendwo im Dorf gesichtet.

Die paar Tage die wir in Sisal verbringen werden uns in guter Erinnerung bleiben, kein Touristenzentrum, dafür einfaches, mexikanisches Dorfleben in das man auch als Gringo aufgenommen wird.

Im Dezember 2004 haben wir bereits schon mal die Riviera Maya besucht und uns diverse Cenotes und Maya Stätten angeschaut, deshalb fahren wir diesmal direkt in die Touristenfabrik Cancun durch. Hier erleben wir genau das konträre zu Sisal. Wäre nicht unser Schmutzwäsche die den Wäschesack beinahe zum Platzen bringt, würden wir hier nicht bleiben. So suchen wir zuerst mal eine günstige Lavanderia auf, und stellen uns danach auf den Campingplatz.

Unsere Schweizer Reisebekanntschaft teilt uns per SMS mit, das sie sich auf einem schönen Campingplatz in Xpu-Ha befinden. Dies klingt für uns sehr gut, da wir sowieso für ein paar Tage Badeferien am karibischen Meer verbringen wollen. Uns empfängt eine weitgeschwungene Bucht mit Kokospalmen bespickt, dazwischen befinden sich zwei Campingplätze und wenige Hotelanlagen. Die katastrophalen Schäden die der Hurrikan Wilma im Oktober 2005 angerichtet hatte, sind noch gut ersichtlich. Viele der arg beschädigten Strandrestaurant und Hotelanlagen sind nicht wieder aufgebaut worden, ebenso liegen seitlich der Bucht haufenweise abgebrochene Korallen herum. Im Moment ist glücklicherweise keine Hurrikan Zeit und wir baden sorgenlos im türkisblauen Wasser der Karibik und sonnen uns im feinen, weissen Sand, von dem wir auch jeden Abend eine ganze Schaufel voll aus der Kabine hinaus fegen. Auch hier treffen wir auf weitere Panamericana Reisende, eine vierköpfige, französische Familie die seit 16 Monaten unterwegs ist. Wir erfahren von ihnen wertvolle Informationen über die Länder die wir auf unsere Reise noch durchqueren werden.

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Seit Monaten spreche und lese ich kaum noch in Deutsch, wenn dann Schweizerdeutsch, deshalb entschuldigt meine inkorrekte Satzstellung.

 

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Von Alaska nach Feuerland, Powered by Joomla!