Reisebericht 15 Mexico / Baja California Süd Drucken E-Mail

Flagge MexicoDie Nächte in der Ortschaft Loreto sind mexikanisch laut, das heisst es tönt von einer angrenzenden Bar Mariachi-Musik bis tief in die Nacht hinein.

 

Anschliessend setzt der Hahn vom Nachbars Garten mit seinem Kikeriki Geschrei ein und die umliegenden Rotkamm-Kollegen antworten prompt auf seine Nachricht. In so einem Fall helfen nur noch Oropax. Am Morgen darauf werden wir von einem Lautsprecher geweckt, der auf einem herumfahrenden Auto befestigt ist und auf diese Weise die neuesten Angebote in der Ortschaft verkündet. Abgesehen vom Lärm sind die Mexikaner sehr umgänglich, wenn wir unterwegs sind winken sie einem freudig vom Strassenrand entgegen. In den Einkaufsläden, sind sie hilfsbereit und schenken einem ein herzhaftes Lachen, auch wenn man nicht so gut spanisch spricht. In den Supermercado (Supermarkt) oder auch in den kleineren Abarrotes (kleiner Dorfladen) kaufen wir ein, die Abarrotes erinnern uns einwenig an Süditalien in den 80er Jahren. Die grösseren Supermercado mit Einkaufswagen sind moderner und beleuchtet, haben alle eine carnecería (Metzgerei) mit einem strengen Geruch der sich im Laden verbreitet, doch an dem Fleisch selber ist nichts auszusetzen das ist zart und lecker. Das restliche Angebot ist gut durchdacht man findet von der Abwaschbürste bis hin zur frischen Zucchetti praktisch alles. Einen Artikel findet man in jedem Laden so klein wie dieser auch ist, ein typisches Schweizerprodukt, die Maggi Würze im gleichen eckigen Fläschchen, wie dies bei uns früher auf jeden Restaurant-Tisch neben dem Aromat, Salz und Pfeffer gestanden ist. Da kommt doch plötzlich ein Heimatsgefühl inmitten von exotischen Mexiko auf, „und plötzlich schmöckts wieder wie dehey“ so besingt es Kuno von der Schweizer Band Züri West.

Die Baja California befindet sich leider schon recht in amerikanischen und kanadischen Händen. So auch wieder an der steinigen Juncalito Beach (Strand), hier haben sich die Nordamerikaner schon fest in einer kleinen Ansiedlung niedergelassen. Wir stellen uns für die Nacht neben die grossen Trailer (Wohnwagen) und beantworten geduldig die immer wieder gleichen doofen Fragen der Nordamerikaner, zB. wie wir das Auto nach Kanada gekriegt haben, gebimt was sonst...

Das Wetter will sich auch am nächsten Tag nicht bessern, seit Tagen das gleiche Bild, am Morgen ist der Himmel klar und gegen Mittag ziehen die klassischen Blumenkohl Wolken auf. Auch wenn es dann nach Niederschlag aussieht, regnen tut es auf der trockenen Baja California trotzdem selten, die Flussläufe sind bis auf den letzten Tropfen ausgetrocknet.

Am Pazifik auf der Westseite der Insel fahren wir zum kleinen Fischer- und Walbesucher Ort Puerto Lópes Mateos. Während der Grauwalsaison Januar bis März, lebt dieser Fischerort von den zahlreichen Wal-Touristen. Doch im Moment sind wir die einzigen Gringos (Fremde) die sich in diesen kleinen Ort verirrt haben. Nachdem wir unsere 10 Liter Trinkwasserflasche aufgefüllt haben kehren wir um und fahren in das grössere Ciudad Constitución wo wir uns für die Nacht in den Hinterhof eines Motels hinstellen. Die Campingplätze sind uns schlichtweg zu teuer oder zu laut. Am nächsten Morgen beim Verlassen des Ortes werden wir das erste Mal von einem mexikanischen Polizisten angehalten, der versucht uns eine Busse anzuhängen. Doch der Uniformierte hat bei uns keinen Erfolg, nachdem wir ihm kurz zugehört haben, und auf seine Falschaussage nicht eingehen lässt er uns auch sogleich wieder weiterfahren. Ein paar Broken Spanisch und heftiges Verneinen haben uns diesmal geholfen, den korrupten Bullen loszuwerden.

Wir biegen kurz vor La Paz nach San Juan de la Costa ab und stellen uns für die Nacht bei dem freundlichen Landbesitzer Tomás an den mit Pelikanen besetzten Strand hin.

Nun erreichen wir den Hauptort La Paz, ein geschäftiges Städtchen mit einer schönen Malecón (Promenade) zum Schlendern, doch unser Ziel hier ist erst mal unser Auto in Mexiko einzuführen, das Banjercito (Einfuhrbüro) befindet sich am Hafen von Pichilingue. Nach einer Stunde können wir den Hologramm Kleber an unserer Windschutzscheibe befestigen, nun steht uns nichts mehr im Wege das mexikanische Festland zu bereisen. Doch vorerst wollen wir noch ein paar Tage auf der Baja bleiben und die Festtage an den herrlichen Sandstränden der Baja California verbringen.

Wir steuern die nördlich gelegene Playa Tecolote an, anscheinend ein beliebter Stellplatz bei den Snowbirds (Nordamerikaner) und Reisenden. Der Strand erstreckt sich eine guten Kilometer entlang des türkisblauen Wassers des Canal de San Lorenzo. Wir finden einen ruhigen Platz inmitten der Sandünen. Den Weihnachtstag beginnt sonnig, sodass wir zuerst mal ein erfrischendes Bad zum Tagesstart nehmen, die restliche Zeit verbringen wir mit lesen und faulenzen und einem Spaziergang zu den Strandrestaurants. Am Stephanstag kurz vor dem Eindunkeln sehen wir einen Campervan entlang der Sandpiste fahren. Die Germansontour, Ollie und Bine mit denen wir ursprünglich Weihnachten verbringen wollten, kommen uns mit einigen Tagen Verspätung entgegen gefahren. Wir grillieren und quatschen noch bis spät in die Nacht hinein. Eigentlich würde dem gemütlichen Strandleben nichts mehr im Wege stehen, doch leider macht uns am Tag darauf das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Der Wind weht so stark, dass man sich nur noch im Camper aufhalten kann, kaum macht man einen Schritt heraus wird man augenblicklich sandgestrahlt. Die Entscheidung fällt uns vieren nicht schwer am darauffolgenden Tag die windige Playa Tecolote zu verlassen. Wir lesen in La Paz in einem Internetcafe unsere Emails kaufen beim Supermercado (Einkaufszentrum) die fehlenden Lebensmittel ein und bunkern noch frisches Wasser in unseren Tänken. Nach ca. 80 km durchs Landesinnere erreichen wir den Pazifik und das kleine Dorf Todos Santos, in den engen Gassen zwängen sich die vielen Touristen vorbei an den vielen Gallerien mit Bildern von Künstlern aus der Region, gemütlichen Cafés und Restaurants. Wir allerdingen fahren noch 6km nördlich der Küste entlang bis nach Playa Playita an der wir zuerst mal den Troopy einsanden. Natürlich ist uns dies auch kurz vor Eindunkeln passiert, die hinteren Ränder haben sich bis zur Hälfte in den Sand eingegraben. Adriano und ich graben zuerstmal mit unseren Händen den Sand um die Räder herum frei, Ollie bringt seine 50cm langen Holzbrettchen die wir hinter die Räder legen. Adriano setzt sich hinters Steuer und drückt das Gaspedal durch. Ein kurzes Aufheulen des Motors und der Troopy fliegt praktisch mit volldampf dank den unterlegten Holzbretter rückwärts aus dem tiefen Sand heraus, bis nach 50 Metern wieder fester Boden unter den Rädern ist. Ausser das Ollies Holzbrettchen sich gespalten haben und der Adrenalinspiegel kurzmal heftig angestiegen ist das Ganze nochmals gut ausgegangen. Kurzdarauf zündet Bine den Grill an und wir geniessen den windstillen Abend bei leckeren Grilladen und Bier. Morgens werden wir von Surfern geweckt die mit ihren leichten, geländegängigen Autos durch den Sand zum Strand fahren. Leider ist die Brandung zu stark um im Meer zu Baden, so verbringen wir halt den sonnigen Tag mit Wale beobachten und schauen den springenden Stachelrochen zu wie sie in Gruppen auftauchen kurz übers Wasser fliegen und anschliessend auf der Wasseroberfläche aufklatschen. Inzwischen gräbt sich hinter uns ein Amerikaner mit seinem Chevrolet tief im Sand ein, nach mehreren Versuchen und mit der Hilfe von den herumstehenden Menschen die versuchen den Truck herauszuschieben sandet sich dieser nur noch mehr ein. Nach einer guten halben Stunden erbarmt sich ein junger Surfer, der zuerst mal die Luft aus den Pneus lässt, die Räder rundherum vom Sand befreit und schlussendlich mit seinem Truck die Kiste aus dem Sand herauzieht. Nach diesem stündigen Prozedere sind wir mit unserer 10minütigen Akion als nicht wirklich erfahrene Allradfahrer richtig schnell gewesen.

Für den Sylvester und Neujahr fahren wir zu viert zum badefreundlichen Strand Los Cerritos der nur ein wenig Kilometer südlich gelegen ist. Wir finden an dem mit Wohnmobilen und Zelten beliebten Strand noch ein kleines Stück freies Land auf dem wir uns inmitten von kaputten Stacheldrahtzäunen hinstellen. Zur Feier des Tages machen wir ein Lagerfeuer und grillieren unser Fleisch auf dem offenen Feuer, zu uns gesellen sich noch die nach Kanada ausgewanderten Holländer die wir bereits auf der Playa Tecolote kennen gelernt haben und ein junges Schweizer Pärchen die seit 8 Monaten durch Nord und Südamerika unterwegs sind.

Weiter südlicher erreichen wir die Touristenhochburg Cabo San Lucas, ein Ibiza für die norteamericanos (Nordamerikaner) die hier so richtig die Sau herauslassen. Im Jachthafen in der schön gelegenen Bahia San Lucas dümpeln sich Jachten und Sportfischerboote aus der ganzen Welt. Wir wollen hier nur unsere Einkäufe erledigen und zugleich den Ort wieder verlassen. wir nehmen für dies den Corredor der sich zwischen Cabo San Lucas und San José del Cabo erstreckt. Nach San José del Cabo biegen wir auf die schlechte, Wellblechpiste entlang der Küste ab und kommen mit 20km/h nur langsam voran. Die Strände des Pazifik sind ein Mekka für die Surfer so auch hier am östlichen Zipfel der südlichen Baja California. Wir stellen uns in ein trockenes Flussbett und hoffen das die herangezogenen schwarzen Wolken nicht zuviel Regen bringen. Nach ein paar Tropfen am darauffolgenden Morgen was anscheinend schon viel für die trockene Baja California ist, fahren wir weiter bis zur Bahia Los Frailes wo wir uns zu einer weiteren Ansiedlung von nordamerikanschen Campers für drei weitere Nächte hinstellen. Nun wird es aber für uns Zeit um den Rückweg nach La Paz anzutreten um von dort aus die Fähre aufs Festland zu buchen. Nach einem Monat entspannden Badeferien auf der Baja California zieht es uns jetzt aufs belebte Festland von Mexiko. Wir verabschieden uns von Ollie und Bine und fahren nach La Paz wo wir zuerst mal unseren Berg schmutzige Wäsche und unseren salzigen Troopy waschen wollen.

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