Reisebericht 07 Alaska Teil 1 Drucken

Flagge USADer Top of the World Highway hat sehrwahrscheinlich seinen Namen erhalten, weil er stets auf dem Grad der Hügel entlang führt.

 

Unterwegs treffen wir auf den Grenzposten von Kanada und der USA, der abgeschieden zwischen Karibus und Hasen im „Middle of nowhere“(„im Gaggo usse“ uf Schwyzerdütsch) liegt. Der Zöllner mustert uns durch seine Pilotenbrille, nimmt unsere Pässe mit in sein Büro, steht ein paar Sekunden später wieder vor uns, läuft um's Auto herum, erblickt unsere Wasserstosstange und bleibt davor stehen. Ich kläre ihn über den Inhalt auf (Wasser, kein Whisky) öffne den Verschluss und dabei streckt er sogleich seine Nase in die Öffnung und riecht daran. Anschliessend verschwindet er wieder in sein Häuschen, kurz darauf erscheint er mit den Pässen in der Hand und sagt trocken: „OK folks, have a save trip“. Wiedermal hat sich der ganze Aufwand in der Schweiz um einen USA Visaantrag voll ausbezahlt. Bis jetzt sind die Fragen an der Grenze aus geblieben. Die doofen Fragen von den Amerikaner folgen dafür später...(what do you have in your bumper?)

Weiter geht unsere Reise auf dem anschliessenden Taylor Highway zur witzig benannten Ortschaft Chicken, was auf Deutsch Hühner heisst. Viel mit Geflügel hat dieses Kaff nicht am Hut, eher wieder mal mit Gold und den ersten Siedlern die es deswegen hier hin führte. Die wiederum hatten Mühe mit dem Aussprechen des Originalnamen, Ptarmigan so jedenfalls geschrieben im Reiseführer. Heute steht wie überall wo viel Gold gefunden wurde eine ausrangierte, rostige Dredge (Gold Schaufel-und Sortieranlage) in der Wiese herum. Die aber einfallsreichere Touristenattraktion sind die Bretterbuden die den Ortskern bestimmen. Einen Tante Emma Laden mit vielen Souvenirs, einen Alkoholladen (Alkohol wird in den Staaten sowie in Kanada mit Ausnahme von der Stadt Quebec, nur in separaten Geschäften verkauft) und eine Bar die von einem Hühnerstall abgetrennt wird. Wir übernachten im Ort und können dabei einen ganzen Doppel, teils Dreifachen Regenbogen der sich über uns spannt bewundern, dort soll ja auch am Ende der Topf voll Gold liegen, doch dies ist eine andere Sage.

Am folgenden Tag geht's vorerst bei sonnigen Wetter weiter auf dem altbekannten Alaska Highway nach Toc, doch schon in der Nacht darauf setzt Regen ein. Wir fahren durch den immer stärker werdenden Regen weiter nach Fairbanks und übernachten bei einer grossen Einkaufskette auf dem Parkplatz, der sich allmählich mit Wasser auffüllt. Bei diesem nassen Wetter lassen wir uns bei einer Garage eine Luftfederung einbauen, da unser Troopy bei den 4 Tonnen die er mitschleppt trotz der „heavy duty“ Blattfederung auf der Hinterachse hängt. Ich setze mich in der Zwischenzeit in die Bibliothek und erneuere die Webseite während Adriano in der Garage bleibt und mit dem Mechaniker zusammen die zusätzliche Federung einbaut.

Nach 4 Tagen in Fairbanks wollen wir trotz des anhaltenden Regens was anderes erleben als das Parkplatzleben auf einem Einkaufszentrum und stechen in den Norden auf den Dalton Highway der zur Beauford Sea führt. Die Haul Road ihr damaliger und heute noch gebrauchter Name wurde in nur 5 Monaten erstellt als man im Jahre 1969 Öl in der Prudhoe Bay im arktischen Meer fand. Der komplizierte Bau, der wegen des Permafrostes auf Stelzen gelegenen und insgesamt 1'288km langen Pipeline hingegen dauerte 5 Jahre. Wir aber fuhren die Schotterstrasse, die in der zweiten Hälfte voll Schlaglöcher und berüchtigt von den fliegenden Steinen der vielen passierenden Trucks ist deshab nur bis nach Coldfoot, das bereits schon nach dem Polarkreis liegt. Super Name für eine Ortschaft, wieder mal so eine aus der Kiste der Goldsucher, die bis dorthin gelangten und dabei kalte Füsse bekamen und wieder zurückkehrten. Beim Roadhouse (Tankstelle und Restaurant) füllten wir unseren Tank und fuhren zurück zum Prospect Camp, bei dem am 23. Januar 1971 die je kälteste Temperatur von Alaska, Minus 62° Celsius gemessen wurde. Vorsorglich liessen wir während der Nacht unsere Zentralheizung laufen ;-). Nach dem Abstecher in den Norden geht es nun in den Süden zum Denali NP. Leider ist es dort nicht gestattet mit dem eigenen Fahrzeug die ganze Strecke zu fahren, lediglich zum Campingplatz und das auch nur wenn man einige Wochen im voraus reserviert hat. Daher wird ein Shuttlesystem bestehend aus ausrangierten Schulbussen angeboten. Wie es in diversen Büchern von Bill Bryson nachzulesen ist, herrscht auch bei diesem NP ein kleines Disneyland. Blockhütten und teure Resorts mit unübersehbaren Werbetafeln reihen sich entlang der Strasse auf, so einnehmend, dass wir erst nach Nachfragen bei „Daisy“ den Eingang des Parkes fanden. Wir buchen im Wilderness Visitor Center (ein NP Besucher-Infozentrum) eine 6 stündige Bustour zum Toklat River. Um 5 Minuten nach 3 Uhr Nachmittags boarden wir den Schulbus zusammen mit anderen 10 Nasen ein. JJ unser sportlich, bärtige Busfahrer macht uns vorerst mit den Sicherheitsvorkehrungen bekannt, danach greift er zur langen Türstange die üblich ist in den Schulbusen von Nordamerika und rollt los. Kaum losgefahren so durchlöchert ein rotköpfiger, vorlauter Amerikanischer Tourist in kurzen Shorts und Kamera um den Bauch den JJ mit blöden Fragen, dieser aber beantwortet er, mit einer 6jähriger Erfahrung als Busfahrer, mit stoischer Ruhe. Leider herrscht draussen eine nach wie vor feuchte Stimmung und wir können den 6'194m hohen Denali-Berg nur erahnen. Wenn dem Ami gerade keine Frage einfällt dann sicher weil er ein Tier mit seinem Feldstecher erspäht hat. JJ drückt beim Halte-Rufen sofort auf die Bremse und die restlichen Insassen knipsen mit ihren Kameras die dunklen Flecken, die ein Karibu oder die Weissen Flecken weit weg in der Pampa, die ein Dallschaf darstellen. Ich hingegen grinse vor mich hin und weiss nun warum die Digitalfototechnik so schnell fortschreitet. Von der vielfältigen Tierwelt die in diesem NP leben sollen, sehen wir nicht viel, bloss die viele Hasen die am Strassenrand stehen die in dieser rauen Menge eher eine Plage sind, 2 Huhn artige Vögel die sich in einer Rotweinsauce besser machen würden und natürlich die Flecken in der Landschaft. Im Ganzen ein Reinfall bei dem wir uns einig waren, dass wir dies im unbequemen Bus nicht mehr machen würden. Die 6h haben uns vollends gereicht und waren nachträglich froh, dass wir zu spät für die 9h Tour zur Endstation Kantishna waren. Lieber nahmen wir den Denali Highway, eine Schotterpiste, die uns in eine echte unberührte Natur von Alaska führte.

Hier geht es zu den Fotos